Budget-Hi-Fi-Magie: So klingt deine Musik unter Linux wirklich!

Die nie endende Suche nach dem perfekten Klang

Hallo liebe Musikfreunde!

Wer von uns kennt das nicht? Die ewige Suche nach dem kleinen bisschen mehr an Klangqualität, nach dieser Gänsehaut, die entsteht, wenn die Musik einen wirklich packt. Jahrelang habe ich meine Musik am PC genossen, aber immer mit dem Gefühl, dass da noch mehr Potenzial schlummert. Ich möchte euch heute auf eine kleine Reise mitnehmen und euch meine aktuelle Audio-Lösung vorstellen, die für mich persönlich eine kleine Offenbarung war – und das mit erstaunlich überschaubarem Aufwand, primär unter Linux.

Vielleicht habt ihr ähnliche Komponenten oder steht vor ähnlichen Herausforderungen. Lasst euch inspirieren!

Das „Vorher“: Gut, aber geht da noch mehr?

Meine Basis waren die Edifier MR4 Aktivlautsprecher.

https://www.edifier.com/global/p/studio-monitors/mr4

Für ihren Preis sind sie schon erstaunlich gut und bieten eine solide Grundlage. Dazu ein schlanker Player wie DeaDBeeF

https://deadbeef.sourceforge.io/news0.html#

, der die Musik möglichst unverfälscht wiedergibt. Das klang schon ordentlich, aber ich bin jemand, der gerne das Optimum herausholt. Der Sound war okay, aber manchmal fehlte die letzte Präzision, die räumliche Tiefe oder bestimmte Frequenzen fühlten sich nicht ganz „richtig“ an – oft auch bedingt durch die Raumakustik und die Aufstellung auf dem Schreibtisch.

Die „Geheimzutat“: Digitale Raumkorrektur und Lautsprecheroptimierung mit EasyEffects

Der eigentliche Wendepunkt kam mit der Entdeckung und intensiven Nutzung von EasyEffects

https://github.com/wwmm/easyeffects

unter Linux, insbesondere dessen „Convolver“-Plugin. Und hier kommt die Magie ins Spiel: Impulsantworten (IRs).

  • Was ist eine Impulsantwort? (Kurz & verständlich erklärt) Stellt euch vor, eine Impulsantwort ist wie ein digitaler „Fingerabdruck“ eurer Lautsprecher in eurem Raum an eurer Hörposition. Sie erfasst, wie eure Lautsprecher und euer Raum den Klang verändern (Frequenzgang, Phase, frühe Reflexionen etc.).
  • Was macht der Convolver? Der Convolver in EasyEffects nimmt diese Impulsantwort und „korrigiert“ das Audiosignal in Echtzeit, bevor es zu den Lautsprechern geschickt wird. Das Ziel: Die Unzulänglichkeiten der Lautsprecher und die negativen Einflüsse des Raumes so gut wie möglich auszugleichen.
  • Meine spezifische Impulsantwort: Ich nutze eine Impulsantwort, die speziell auf die Edifier MR4 zugeschnitten ist. Diese habe ich in einer Datenbank für Lautsprechermessungen gefunden. Diese lässt sich aber auch selbst messen mit dem Room EQ Wizard (REW) https://www.roomeqwizard.com/ und einem Messmikrofon (z.B. UMIK-1 ). Diese IR zielt darauf ab, den Frequenzgang der MR4 zu linearisieren und das Phasenverhalten zu optimieren.

Meine aktuelle Audio-Kette im Überblick:

  1. Abspieler: DeaDBeeF – für eine puristische, ressourcenschonende Wiedergabe meiner Musiksammlung.
  2. Systemweite Klangverarbeitung: EasyEffects (läuft unter PipeWire/PulseAudio)
    • Kernstück: Der „Convolver“ mit einer für die Edifier MR4 optimierten Impulsantwort.
    • Wer keine Impulsantwort findet kann auch einen parametrischen Equalizer benutzen und diesen benutzen. (Einfach nach MR4 AutoEQ suchen, und die gemessenen Werte übernehmen. Dabei ruhig probieren welche Werte für dich passen)
  3. Lautsprecher: Edifier MR4 – die jetzt ihr volles Potenzial entfalten können!
  4. Kopfhörer: HIFIMAN HE400se (mit der passenden Impulsantwort oder alternativ den parametrischen EQ-Einstellungen von Oratory1990).

Das Ergebnis: Ein Quantensprung im Hörerlebnis!

Ich kann euch sagen: Der Unterschied ist gewaltig!

  • Klarheit und Präzision: Instrumente sind besser voneinander getrennt, Details in der Musik, die vorher untergegangen sind, werden plötzlich hörbar.
  • Verbesserte Räumlichkeit: Die „Bühne“ wirkt breiter und tiefer. Die Ortung von Instrumenten ist präziser.
  • Ausgewogener Frequenzgang: Keine überbetonten oder unterrepräsentierten Frequenzbereiche mehr. Der Bass ist straffer und definierter, Mitten klingen natürlicher und Höhen sind klar, ohne scharf zu sein.
  • Weniger Ermüdung: Durch den ausgeglicheneren Klang kann ich stundenlang Musik hören, ohne dass es anstrengend wird.

Es ist, als hätte jemand einen Vorhang vor den Lautsprechern weggezogen. Jeder Song, den ich dachte zu kennen, klingt neu und aufregend. Auch der Kopfhörer erklimmt ungeahnte Höhen.

Wie du vielleicht etwas Ähnliches für dich umsetzen kannst:

  1. Gute Basis-Lautsprecher: Die Edifier MR4 sind ein toller Startpunkt im Budget-Bereich. Aber das Prinzip funktioniert auch mit anderen guten Lautsprechern oder Kopfhörern.
  2. Linux & EasyEffects: Wenn du Linux nutzt, ist EasyEffects ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Für Windows würde ich den Equalizer APO (mit oder ohne Peace GUI) und einem passenden Convolver VST-Plugin (z.B. den kostenlosen „REWEQ VST Convolver“ von REW oder andere) empfehelen.
  3. Die richtige Impulsantwort:
    • Suche online nach Impulsantworten für dein spezifisches Lautsprechermodell bzw. Kopfhörer (z.B. in Foren, auf GitHub, bei AutoEq).
    • Für Fortgeschrittene: Erwäge, deine eigene IR mit Software wie Room EQ Wizard (REW) und einem Messmikrofon (z.B. UMIK-1) zu erstellen. Das ist der Königsweg, da es deinen Raum und deine Aufstellung berücksichtigt.
  4. Ein guter Player: DeaDBeeF ist super, aber jeder Player, der das Signal sauber an das System (und damit an EasyEffects) weitergibt, funktioniert. Für Windows-Systeme wäre meine Empfehlung dann der Foobar2000 Audio-Player. Dieser lässt sich deinen Wünschen und Anforderungen nach konfigurieren und mit vielen Plugins aufrüsten. Dieser lässt sich auch optisch verbessern, so wie es dir gefällt. Auch als Musikkonverter macht er eine gute Figur und ist zudem noch schlank und effizient.

Warum ich das mit euch teile?

Musik ist Emotion, Leidenschaft und Genuss. Wenn ich durch meine Erfahrungen auch nur einem von euch helfen kann, seine Musik noch intensiver und besser zu erleben, dann hat sich das Teilen schon gelohnt. Es muss nicht immer teuer sein, um einen großen Schritt nach vorne zu machen. Manchmal sind es die cleveren Software-Lösungen und das Wissen um ihre Anwendung, die den Unterschied machen.

Eure Gedanken?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Welche „Tricks“ habt ihr auf Lager, um euren Sound zu optimieren? Ich freue mich auf eure Kommentare und einen regen Austausch!

Happy Listening, Euer TOMMICMANN

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